Nur – wie anfangen?
Gibt es etwas, das dich interessiert?
Abstrakte Kunst? Landschaften? Porträt? Stillleben?
Blumen? (Da kann ich helfen.)
Erster Schritt: Die richtige Vorlage finden
Mein Tipp: nimm dir ein bisschen Zeit und schau dir auf Pinterest an, was es da so gibt. Oder du kannst die Google-Bildersuche verwenden.
Du kannst das Genre, das dich interessiert, eingeben, oder dein Netz ganz weit auswerfen und zum Beispiel „zeitgenössische Malerei“ eingeben.
Auf Englisch heißt das: „go down the rabbit hole“. Wenn dir ein Bild gefällt, klicke es an und schau, was dir als nächstes angeboten wird.
(Warnung: mach das nicht, wenn du nur wenig Zeit hast!)
Das einzig Wichtige dabei ist, dass du alle Bilder pinnst (oder kopierst und in einem Word-Dokument speicherst), die dir gefallen. Keine Schere im Kopf: das kann ich nie im Leben malen – also markiere ich es nicht! Tu das nicht. Im ersten Schritt ist alles erlaubt!
Wenn du mindestens fünf Bilder hast, die dir gefallen, kommen wir zum zweiten Schritt.
Zweiter Schritt: Finde den roten Faden (wenn es einen gibt)
Warum mindestens fünf? Ich finde fünf eine gute Zahl. Ein Theaterstück hat auch oft fünf Akte. Fünf Akte geben genug Raum, um eine Geschichte zu erzählen.
Mehr ist besser. Die nächste Aufgabe ist nämlich zu schauen, ob es einen roten Faden gibt: gibt es eine bestimmte Farbe, die immer wieder auftaucht? Gibt es ein bestimmtes Motiv, zum Beispiel: sind auf allen Bildern Kreise oder Vögel oder eine bestimmte Struktur? Hast du ein Faible für eine bestimmte Technik?
Es kann auch sein, dass du dir Bilder quer Beet ausgesucht hast, von allem etwas. Kein Problem!
Dritter Schritt: Pause die Vorlage ab
Im nächsten Schritt suchst du dir das Bild aus, das bei dir am meisten Begeisterung auslöst. Welches ist es?
Davon brauchst du einen Ausdruck in einer guten Größe, mindestens DIN A4. Ich finde DIN A3 oft am besten. Schwarz-weiß genügt.
Den Ausdruck paust du auf ein passendes Papier ab.
Okay, vorher musst du entscheiden, welche Farben du verwenden willst. Damit meine ich nicht: rot, blau, gelb. Sondern Acryl, Buntstifte, Wasserfarben, Kreiden und so weiter. Davon hängt es ab, welches Papier du brauchst.
So viele Entscheidungen! Ja, wie im richtigen Leben! Nur, dass Papier geduldig ist. Klingt so banal, aber hast du dir schon einmal überlegt, was passiert, wenn du beim Malen einen Fehler machst?
Nichts!
Gar nichts. Papier schreit einen nicht an. Es schimpft nicht.
Also trau dich. Im Schrank liegen die Acrylfarben, die du beim Discounter gekauft, aber noch nie ausgepackt hast? Du hast eine riesige Kiste mit Buntstiften von deinen Kindern (weil die ja immer die neuen schönen Schachteln mit zwölf Stiften brauchen?) Du hast noch einen alten Wasserfarbkasten aus deiner Schulzeit?
Nur zu. Fang einfach an und nimm das passende Papier zu den Farben.
Ach ja, eins noch: hast du einen Knetgummi? Wenn nicht, nimmst du einen normalen, möglichst weichen Radiergummi. Bevor du anfängst, bitte einmal mit dem Radiergummi über die durchgepausten Linien gehen. Keine Sorge: die Linien sind meistens noch sichtbar, aber sie schmieren nicht mehr. So bleiben die Farben hell und klar.
Vierter Schritt: das Malen
Das Ziel ist nicht, eine perfekte Kopie von dem Bild zu machen, das du dir ausgesucht hast. Das Ziel ist, anzufangen, Erfahrungen zu sammeln. Wie mische ich Farben? Womit fühle ich mich wohl: Pinsel oder Stift? Arbeite ich genau oder eher locker?
Fünfter Schritt: Beginne wieder bei Schritt Eins!
Letzten Endes geht es darum, herauszufinden, was die eigene Handschrift ist. Das ist nicht mit einem Bild getan. Dazu brauchst du ein paar mehr – mindestens fünf…
Und es geht nicht darum, Bilder abzumalen. Aber es ist einfacher, anzufangen, wenn man eine Vorlage hat. Auch die großen Künstler früherer Zeiten haben die alten Meister kopiert!
Mit jedem Bild, das du malst, sammelst du Erfahrung. Die Erfahrung nimmst du mit in das nächste Bild, und das nächste… auf die Art findest du heraus, was deine „Handschrift“ ist.
Und nach und nach kannst du dich von den Vorlagen verabschieden. Du entwickelst eigene Ideen. Kannst du dir das vorstellen? Das erste eigene Bild? Aufregend, oder?
Wie immer freue ich mich über Kommentare!
Liebe Irene, das ist ein wirklich toller Beitrag. Ich habe das Gefühl, du weißt jetzt was und wie du schreiben kannst. Als wäre ein Knoten gelöst. Es ist eine ganz tolle Anleitung die zum sofortigen beginnen einlädt, seinen eigenen Stil zu finden. So kann wirklich jeder anfangen. Ich freue mich schon auf deine nächsten Beiträge. Und ich würde sagen, damit bist du einen Schritt näher an deinem Buch. Bis bald vlg Malika
Liebe Malika, das freut mich! Danke für deine Unterstützung. LG Irene