„Bonjour, Madame.“

Diesmal muss ich etwas übers Blogschreiben an sich sagen.

Lange Zeit dachte ich, dass ich Bildvorlagen verwenden darf, wenn ich sie selbst abmale. Irrtum!

Ende Mai kam das DSVOG und machte alles noch schwieriger. Personendaten sollen stärker geschützt werden. Nun heißt es: „Guten Tag, Frau…?“ Auf französisch kann das charmant sein. Auf deutsch finde ich es unhöflich.

Namen dürfen nicht mehr genannt werden. Fotografieren? Besser haarscharf daneben – zum Schutz des Rechts am eigenen Bild.

Schreiben ohne zu benennen.

Illustrieren ohne Bildmaterial zu verwenden, das nicht alt ist. (Laut Urheberrecht muss der Fotograf seit mindestens 70 Jahren tot sein. Nachweislich.) Also sind aktuelle Themen schwer darzustellen, es sei denn man besorgt sich die Rechte dazu (ein unglaublicher Aufwand) oder ist sehr risikobereit.

„Ich sage nichts ohne meinen Anwalt“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Man stelle sich nur Andy Warhol in dieser Situation vor. Marilyn Monroe? James Dean? John F. Kennedy? Die Death and Disaster Serie? No way!

Ich habe einige E-Mails bekommen, in denen es um das DSVOG geht – schließlich betreibe ich eine Webseite. Leider konnte ich das nicht einfach weg klicken. Aber ganz ehrlich: richtig verstanden habe ich die Inhalte der E-Mails auch nicht.

Grundsätzlich sammle ich keine Daten, gebe sie nicht weiter und verkaufe sie nicht.

Am Wochenende war ich in der Fondation Beyeler und habe mir die Ausstellung „Bacon – Giacometti“ – zwei meiner absoluten Lieblinge – angeschaut. Ich sag das jetzt einfach mal so. Keine Ahnung, ob ich das darf.

Danach habe ich ein kleines Bild gemalt.

Sagen wir einfach, dass das eine Umsetzung eines Bildes nach Velazquez ist. Mich interessierte die schiere Macht, die dieser Mann besaß.

Zufällig gibt es in der Ausstellung ein Bild von Francis Bacon zu der gleichen Vorlage…

Bacon ist leider noch nicht lange genug tot, als dass ich mich auf ihn beziehen könnte. Velazquez schon.

Und was ist mit meiner Sammlung Fotos aus der Stadtlandschaft?

Muss ich wirklich erst die Rechtslage recherchieren?

Interessanterweise sind Briefmarken gemeinfrei – ich darf sie also problemlos verwenden.

Und meine Serie von Fotos aus dem Holocaust? Da ist es wirklich schwierig zu sagen, wem die Rechte an den Vorlagen gehören. Wenn ich Anne Frank abmale – ist dann die „Schöpfungshöhe“ hoch genug? (So dass das Bild als eigenständiges Kunstwerk bestehen kann?)

Und wie ist das, wenn ich „Seiltänzer“ google?

Wie ist hier die Schöpfungshöhe?

Ich bin sehr für den Schutz persönlicher Daten. Aber ich frage mich doch, ob es hier nicht die Falschen trifft?

Sommerfrische

Manchmal ist es schön, über den Tellerrand zu gucken.

In Schrobenhausen. Berlin und Rom, Mallorca und Südtirol kann schließlich jeder.

Schrobenhausen liegt zwischen Augsburg und Ingolstadt und hat ungefähr 16000 gemeldete Einwohner, vielleicht 17000 mit denen, die nicht gemeldet sind, erklärt mir die nette Kulturbeauftragte am Telefon.

Die Einwohner sprechen bayrisch, was problematisch werden kann, wenn man telefonisch ein Zimmer nachfragt und kein Wort versteht.

Nicht unerwähnt lassen darf ich, dass Schrobenhausen bekannt ist für seinen Spargel. Es hat sogar ein Spargelmuseum.

Natürlich ist die Saison vorbei, aber auch so ist Schrobenhausen wunderschön. Darauf war ich nicht vorbereitet. Der Ortskern ist umgeben von einem Stadtwall mit zwölfeinhalb Stadttürmen.

Es gibt ein Flüsschen – das seltsamerweise „die Paar“ heißt – und das so langsam fließt, dass man keine Strömung sieht. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb die Bugwelle eines Tiers gesehen, das keine Ente war. Für eine Ratte schien es mir zu groß. Tatsächlich gibt es in der Paar Biber, wie mir meine Wirtin erzählte. Das seien sehr intelligente Tiere. Die jungen Biber lernten alles Überlebenswichtige , ohne dass die Eltern sich Gedanken um ihren Erziehungsstil machten:  autoritär? Laisser-faire? Alles kein Thema.

Ansonsten gibt es zwanzig Apotheken und viele Rentner. Ein Freibad, für das ich keine Zeit hatte. Und am Samstag wird der Rasen gemäht.

Habe ich erwähnt, dass der vermutliche Biber absolut tiefenentspannt wirkte, wie er da vor sich hin treidelte?

Genug der Beschreibung. Ich war zum Arbeiten da.

Vielleicht haben mich die ganzen Schriftsteller angesteckt. Sonst schreibe ich ja nicht so viel.

Mein Arbeitsplatz – chaotisch wie immer.  Ich habe meinen ersten Comic gezeichnet!

„Das Märchen der Großmutter“ aus dem Woyzek von Georg Büchner wollte ich schon lange illustrieren. Es ging aber nicht, weil es so traurig ist.

Im Kurs habe ich die hinreißenden Geschichten von Daniil Charms kennengelernt, die in Russland jedes Kind kennt, bei uns aber kaum jemand. Es gibt eine Geschichte von ihm, „Die Welt steht auf drei Walen“, die sofort an Terry Pratchett erinnert, aber eigentlich eine Kurzfassung eines alten arabischen Mythos ist.

Nun, die beiden Texte zerschnipselt und neu zusammen gesetzt, ergaben eine gute Vorlage. Zeichnen bis nachts um halb vier – Urlaub war das nicht, aber ich habe jede Minute genossen.

Daniil Charms verhungerte übrigens 1942 in Stalingrad in der psychiatrischen Abteilung eines Gefängnisses. Er hatte den Kriegsdienst verweigert und um der Exekution zu entgehen, gab er vor psychisch krank zu sein. Ebenfalls sehr traurig.

Vielen Dank an Arwed Vogel – dem Leiter der Sommerakademie – für seine Vision für uns und die tolle Organisation!

https://www.literaturprojekt.com/

Zufall und Inspiration

Man nehme eine alte Zeitung als Unterlage. Darauf lege man gebrauchte Blätter und streiche darauf Farbreste aus.

Nach einer Weile sieht die Zeitung so aus:

Sieht nach nicht viel aus?

Man muss genau hinschauen…

… kleine „Kompositionsskizzen“.

Und aus einem darunter liegenden Blatt:

Ich arbeite gern mit dem Zufall.

Und ich sammle. Muster zum Beispiel.

Bei der nächsten Arbeit habe ich die gesammelten Muster, ohne mir vorher einen Plan zu machen, auf ein großes Blatt geklebt. Ein bisschen Tee darüber getropft. Das Ganze zerschnitten und gefaltet. Und dann bearbeitet:

Ich glaube, mit Zentangles reicht es mir erst einmal.

Statt dessen male ich – für meine Verhältnisse – große Bilder: 67 x 91 cm.

Noch unvollendet…

Postkartenfestival in Basel

Am 4. November findet im Unternehmen Mitte das diesjährige Postkartenfestival statt.

Herzliche Einladung!

Ich arbeite gerade mit Hochdruck an meinen Postkarten.

Das wird keine Kunst – aber ich lerne.

Es gibt viele gute Bücher über künstlerische Techniken: Aquarellmalen. Zeichnen. Zeichnen mit Pastellkreiden. Malen mit Acryl. Neue Experimente mit Acryl. Acryl und Rost. Mixed Media. Linolschnitt. Stempel schneiden. Die Liste lässt sich fortsetzen…

Was mich aber mehr interessiert, ist so etwas wie „künstlerische Forschung“. Das Experiment in einem festgesetzen Rahmen. Und hier bin ich wieder bei der Postkarte angekommen: das Format ist klein – 148mm x 105mm. Oder andersrum: 105mm x 148mm.

Außerdem habe ich mich entschieden, diesmal mit Waagrechten und Senkrechten zu arbeiten.

Farbe spielt bisher noch keine große Rolle. Vielleicht kommt sie noch.

Bisher habe ich neun Postkarten, alle ganz hübsch, aber diese drei finde ich von der Komposition her gelungener als die anderen.

Warum? Vielleicht finde ich die Antwort, wenn ich die hundert Postkarten fertig habe. Na ja, vielleicht werden es nicht ganz hundert…

Übung macht den Meister, oder?

Surreale Experimente

Ich weiß nicht, warum, aber Surrealismus hat mir nie etwas gesagt. Komisch eigentlich.

In einem Buch, das ich gerade lese, stand, dass sich der Surrealismus im Gegensatz zum Kubismus nie von der gegenständlichen Darstellung abgewendet hat.

Ich finde, dass ich wirklich gute Hintergründe male. Da ist es sinnvoll, sich mit abstrakter Malerei zu beschäftigen. „Drippings“ à la Pollock. Experimente mit der Pinselgröße à la Joan Mitchell. Collagierte Hintergründe wie die Affichisten. (Noch nie gehört? Es gab 2014 eine tolle Ausstellung im Tinguely-Museum Basel. Vorher kannte ich die auch nicht:  https://www.tinguely.ch/de/ausstellungen/ausstellungen/2014/Affichisten.html )

Es gibt abstrakte Bilderbücher. Aber das war eigentlich nicht der Plan.

Also experimentiere ich…

Erinnert mich an Alice im Wunderland…

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