Das “Werkzeug” mit dem ich sofort klar kam, waren die “Morgenseiten”. Julia Cameron empfiehlt: “schreibe jeden Morgen drei Seiten voll”. DIN A 4. Mit der Hand. Unzensiert. Man kann nichts falsch machen. Und ja – das ist wie Tagebuchschreiben.
Bei der letzten Zählung hatte ich 83 Bücher vollgeschrieben. Von der Wortzahl her würde es vielleicht für “Krieg und Frieden” reichen. Das wären 550000 Wörter. Ich hab es nachgesehen. Leider ist es keine Literatur, weil furchtbar langweilig. Aber sollte ich mal einen Tisch abstützen müssen…
Wozu das Ganze? Cameron vergleicht es mit einem Radioempfänger. Man “empfängt” Botschaften, oft trivial, manchmal aber auch nicht. Ich plane meinen Tag, schreibe Dinge auf, die ich nicht vergessen will. Manchmal will ich mich auch nur beklagen. Oder freuen. Oder ich schreibe auf, was ich an meinen Projekten gemacht habe oder vorhabe zu tun. Frei nach dem Motto:
An manchen Tagen komme ich einfach nicht dazu, die Morgenseiten zu schreiben. Und manchmal ist es furchtbar zäh. Aber dann gibt es Tage, da überschlagen sich die Wörter und ich schreibe mehr als drei Seiten. Manchmal schreibe ich auch abends. Das nennt Cameron dann „Abendseiten“ – wer hätte das gedacht?
Das Schreiben ist meine Art der Meditation. Ich glaube nicht, dass das für jeden die richtige „Methode“ ist. Eine Freundin von mir tanzte jeden Morgen eine Dreiviertelstunde. Eine andere geht gern nach draußen, in den Wald.
Ich weiß nicht, ob es für jeden Menschen wichtig wäre, einmal täglich etwas zu tun, was keinen direkten Nutzen hat. „Aber schaden tut’s mal nicht“, wie Wilhelm Busch gesagt hätte.