Malen „en plein air“

Der Sommer ist da. Ferienzeit – jedenfalls was den Malkurs angeht, den ich seit ungefähr 17 Semestern besuche. Irgendwie habe ich den Überblick verloren: es ist so eine gewaltige Zahl.

Christiane und ich sitzen im Malkurs zusammen am Tisch und haben können gut nebeneinander arbeiten. Heute kam sie mich besuchen. Und weil es so schön war, haben wir draußen gemalt:
Christiane beim Malen
Christiane + ich beim Malen Kopie

Mein Thema war das Wurzelchakra.

20160719_205959

Vor zwei Jahren habe ich ein Projekt angefangen, das aber nie so richtig was wurde. Damals habe ich ein Papier aufgeklebt, was mir jetzt gerade recht kam:

20160720_112659

Ich male gerne auf Untergründe, die schon „was drauf haben“.

Ich wollte ein „einfaches“ Bild malen. Das war ziemlich schwer! Ich gehe beim Malen immer Risiken ein. Ich zerstöre das Bild, um es aus den Ruinen wieder auferstehen zu lassen.

 „Die Lust der Zerstörung ist gleichzeitig eine schaffende Lust.“
Michail Alexandrowitsch Bakunin.
Deshalb brauche ich auch lange, um ein Bild fertig zu bekommen: ich übermale, male neu, überklebe, fange von vorne an… auf der Suche nach dem „richtigen Bild“.
Und jetzt habe ich ein weiteres angefangenes Bild. Werde ich weiter dran arbeiten? Teile zerstören und neu malen? Will ich das? Und was, wenn nicht?

Zwischenbericht

Jeder Mensch hat seine persönliche Handschrift. Jeder Künstler hat seinen „Stil“.

Ich pendle zwischen den Polen „Rumpantschen“ und „Details zeichnen“ hin und her. Und nein, ich habe nicht das Gefühl, dass ich meinen Stil nicht gefunden habe.

20160711_175448

Das ist ein Bild der „Gewaltpräventions“-Serie, an der ich gerade arbeite. Man kann die Teeflecken erkennen, oder?

In groß und mit Tusche statt Tee sieht das dann so aus:

P7061029 〈Wolfenbüttel 2014〉

Daneben habe ich einige kleine „Chaos“-Bilder angefangen: ich kann einfach kein Papier und keine Farbe wegwerfen.

20160711_175549

Die werden noch. Und das Bild oben ist auch noch nicht fertig. Morgen ist der Tee getrocknet und ich kann weiter machen.

Fast fertig sind dagegen die ersten fünf Bilder der „Schwarze Blumenbilder“-Serie.

20160711_175602

Ich muss mich mal damit beschäftigen, wie man Bilder gut fotografiert.

Und zwischendurch ist noch ein Zentangle entstanden:

Zentangle5

Fortsetzung folgt…

 

Morgenseiten

Das “Werkzeug” mit dem ich sofort klar kam, waren die “Morgenseiten”. Julia Cameron empfiehlt: “schreibe jeden Morgen drei Seiten voll”. DIN A 4. Mit der Hand. Unzensiert. Man kann nichts falsch machen. Und ja – das ist wie Tagebuchschreiben.

Bei der letzten Zählung hatte ich 83 Bücher vollgeschrieben. Von der Wortzahl her würde es vielleicht für “Krieg und Frieden” reichen. Das wären 550000 Wörter. Ich hab es nachgesehen. Leider ist es keine Literatur, weil furchtbar langweilig. Aber sollte ich mal einen Tisch abstützen müssen…

Wozu das Ganze? Cameron vergleicht es mit einem Radioempfänger. Man “empfängt” Botschaften, oft trivial, manchmal aber auch nicht. Ich plane meinen Tag, schreibe Dinge auf, die ich nicht vergessen will. Manchmal will ich mich auch nur beklagen. Oder freuen. Oder ich schreibe auf, was ich an meinen Projekten gemacht habe oder vorhabe zu tun. Frei nach dem Motto:

Zitat Stevenson

An manchen Tagen komme ich einfach nicht dazu, die Morgenseiten zu schreiben. Und manchmal ist es furchtbar zäh. Aber dann gibt es Tage, da überschlagen sich die Wörter und ich schreibe mehr als drei Seiten. Manchmal schreibe ich auch abends. Das nennt Cameron dann „Abendseiten“ – wer hätte das gedacht?

Das Schreiben ist meine Art der Meditation. Ich glaube nicht, dass das für jeden die richtige „Methode“ ist. Eine Freundin von mir tanzte jeden Morgen eine Dreiviertelstunde. Eine andere geht gern nach draußen, in den Wald.

Ich weiß nicht, ob es für jeden Menschen wichtig wäre, einmal täglich etwas zu tun, was keinen direkten Nutzen hat. „Aber schaden tut’s mal nicht“, wie Wilhelm Busch gesagt hätte.

Der Weg des Künstlers

Es gibt viele Bücher in meinem Leben. Sie stapeln sich überall. Aber ein Buch hat mein Leben grundlegend verändert: das ist Der Weg des Künstlers von Julia Cameron.

1998. Ich fuhr nach Freiburg, weil ich einen Termin bei einer Gestaltungstherapeutin hatte. Das war die Zeit, als ich herauszufinden versuchte, was das eigentlich ist: eine Kunsttherapeutin. Ich hatte vor zwei Jahren mein Diplom gemacht, erste Erfahrungen gesammelt und festgestellt, dass “Kunsttherapie funktioniert”. Leider hatte ich keine Ahnung, wie. Also dachte ich, ich sollte vielleicht einmal selbst ausprobieren, wie sich eine “Therapie mit gestalterischen Mitteln” anfühlt. (Ziemlich gut.)

Später stöberte ich noch im Buchladen und fand “DWDK” (so heißt das Buch im Jargon).
Auf der Rückfahrt las ich die Einleitung und den ersten Essay. “Schattenkünstler” nennt Cameron die Menschen, die eigentlich Künstler sind, aber eine Karriere in einem verwandten Beruf anstreben, vielleicht weil ihnen der Mut fehlt. “Okay…”, dachte ich. Das sind dann die ganzen Kunsterzieher, Musiklehrer, Kritiker in den Feuilletons und Journalisten mit dem Roman in der Schublade. Auch Kunsttherapeuten?

Interessanterweise hatte ich kurze Zeit später eine Sitzung bei meiner Gestaltungstherapeutin, die meinem Leben eine neue Richtung gab. Ich malte einen Traum und plötzlich sagte ich: “Illustrieren wollte ich schon immer.” Was stimmte. Aber es war mir nie richtig bewusst gewesen.
In den folgenden Jahren stapelten sich dann Bücher zum Thema “Illustration” bei mir.

Cameron hat einige “Werkzeuge” entwickelt, die mir sehr geholfen haben, kontinuierlich und diszipliniert zu arbeiten.

Das Werkzeug mit dem ich die größte Schwierigkeit habe, ist der “Künstlertreff”. Eigentlich klingt die Idee dahinter ganz harmlos: unternimm etwas mit deinem inneren Kind. Geh in einen 1-Euro-Laden und stöbere herum. Kauf dir ein Eis und setz dich in den Park. Schau dir eine Ausstellung an oder einen Film. Probiere etwas Neues aus, etwas, was du noch nie gemacht hast, das dir vielleicht auch etwas Angst macht. Durchforste die Kochbuch-Abteilung in deinem Buchladen. Trink einen Cappuccino, auch wenn du sonst nie Kaffee trinkst, vielleicht löffelst du ja auch nur die Sahne auf. Lauf barfuß durchs Gras. Oder schau nach, ob die Straußen noch auf dem Grundstück am Berg herum rennen. (Sie bringen mich immer zum Lachen.) Probiere das neue ungarische Café aus und iss Baumkuchen, weil dich das an ein Buch erinnert, dass du im Buchclub gelesen hast.

Es muss nichts mit deiner Kunst zu tun haben. Das Wichtige ist nur, dass es Spaß macht und dass du es allein tust.

Genau da wird es schwierig: mir die Zeit zu nehmen etwas zu tun, was mir Spaß macht, einfach so. Ein bisschen Spaß haben. Ganz einfach, oder?

Nein. Gar nicht einfach. Oft fällt mir gar nichts ein, was mir Spaß machen würde. Oder ich denke, ich hab die Zeit gar nicht dafür. Zeichnen im Botanischen Garten und anschließend bei einer Freundin vorbei schauen, die um die Ecke wohnt? Kostet zu viel Zeit. Das ungarische Café? Dann komme ich ja erst um halb zwölf ins Atelier. Und es gibt doch so viel zu tun.

Ein bisschen Spaß haben.

Nicht nur arbeiten und von Termin zu Termin rennen. Cameron nennt das “den Brunnen leer fischen”. Letzte Woche war es mal wieder so weit: ich konnte mich nicht dazu bringen einen Stift oder einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Mein Künstler-Selbst streikte. Zum Glück passiert das selten. Aber wenn es passiert, ist es sehr unangenehm. Cameron schreibt, dass das oft genau dann auftritt, wenn es besonders gut läuft. Man arbeitet und arbeitet, man macht Fortschritte – boing! Nichts geht mehr. Der Brunnen ist leer gefischt, keine Ideen mehr, alles fühlt sich nur noch nach… ja, Arbeit an. Und die Ergebnisse sehen danach aus.

Was ich getan habe: ich war tanzen und im Kino. Habe mich mit Freunden verabredet. Habe angefangen, einen Roman zu lesen, just for fun. Nichts Literarisches, nichts mit Anspruch. Ich habe mich nicht gezwungen, an meinem aktuellen Projekt weiter zu arbeiten. Auch an keinem anderen. Als ich mich etwas besser fühlte, habe ich viel Zeit damit zugebracht, mein Referenzmaterial zu organisieren. Reine Fleißarbeit, aber immerhin…

20160623_132444

Und gestern Abend habe ich an meinem zweiten Bild für das Gewaltpräventionsprojekt weiter gemacht. Heute schreibe ich an meinem Blog…

Es wird. Ich habe mich nicht hineingesteigert. Es ist keine große künstlerische Blockade. Nur ein kleiner Schnupfen. Ich kann den Brunnen wieder füllen. Ich weiß, wie das geht.

MindMapping

Gestern habe ich eine Anfrage wegen eines Bilderbuches bekommen. Außerdem hatte ich ja selbst eine Idee, die ich ziemlich gut finde. Mein Vermieter sagt, es stehe fifty-fifty, dass er das Haus verkaufe, wodurch ich ein neues Atelier bräuchte. Und das, nachdem ich all diese Metallregale zusammengeschraubt habe. Das kann ich jetzt richtig gut! Ich arbeite an einem Wettbewerbsbeitrag für den Gingko Award

http://www.foto-film-game-contest.de/general.html

und dann sind da ja noch die ganzen angefangenen online-Kurse.

Wenn ich dann so richtig durcheinander bin, weil ich nicht mehr weiß, was ich als erstes machen soll, zeichne ich eine Mind Map:

Mind Map_2

Diese Mind Map ist nicht besonders schön. Wahrscheinlich werde ich einige Dinge nicht tun, die darauf stehen. Dafür kommt anderes dazu. Es ist eine Momentaufnahme. Und das ganze Chaos auf dem Papier zu sehen, hilft mir, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Das Wichtigste ist jetzt der Gingko Award. Um alles andere brauche ich mich zunächst nicht zu kümmern.

Cookie-Einstellungen
Auf dieser Website werden Cookie verwendet. Diese werden für den Betrieb der Website benötigt oder helfen uns dabei, die Website zu verbessern.
Alle Cookies zulassen
Auswahl speichern
Individuelle Einstellungen
Individuelle Einstellungen
Dies ist eine Übersicht aller Cookies, die auf der Website verwendet werden. Sie haben die Möglichkeit, individuelle Cookie-Einstellungen vorzunehmen. Geben Sie einzelnen Cookies oder ganzen Gruppen Ihre Einwilligung. Essentielle Cookies lassen sich nicht deaktivieren.
Speichern
Abbrechen
Essenziell (1)
Essenzielle Cookies werden für die grundlegende Funktionalität der Website benötigt.
Cookies anzeigen
DE